Wasserdichte und atmungsaktive Stoffe erklärt

Die Kombination aus wasserdichten und atmungsaktiven Stoffen hat in den letzten Jahren einen enormen Stellenwert in der Bekleidungs- und Textilindustrie gewonnen. Ob bei Outdoor-Abenteuern, in der medizinischen Versorgung oder in technischen Anwendungen – die Fähigkeit, Wasser fernzuhalten und zugleich Feuchtigkeit abzutransportieren, definiert modernen Tragekomfort und funktionelle Kleidung. Im folgenden Artikel werden die grundlegenden Konzepte, die Materialtechnologien und die Einsatzgebiete dieser Hightech-Stoffe erläutert.

Grundlagen der wasserdichten und atmungsaktiven Stoffe

Funktion und Prinzip

Ein Stoff gilt als wasserdicht, wenn er unter einem definierten Hydrostatikdruck keinen Wasserdurchlass zulässt. Typischerweise wird der Druck in Millimetern Wassersäule (mm WS) angegeben, wobei Werte ab 10.000 mm bereits als sehr hoch gelten. Gleichzeitig muss der Stoff atmungsaktiv sein, um entstehende Körperfeuchtigkeit abzuführen und so ein angenehmes Tragegefühl zu gewährleisten. Dieses Feuchtigkeitsmanagement erfolgt durch spezielle Membran– oder Beschichtungsverfahren, die unterschiedlich große Poren oder hydrophile Polymere nutzen, um Wasserdampf nach außen zu leiten, während flüssiges Wasser außen verbleibt.

Wichtige Kenngrößen im Überblick

  • Hydrostatikdruck (mm WS): Maß für die Wasserdichtigkeit
  • Wasserdampfdurchgang (g/m²/24 h): Kennzahl für die Atmungsaktivität
  • Beschichtung vs. Membran: Haftschicht oder Folie
  • Laminatanzahl: 2-lagig, 2,5-lagig, 3-lagig
  • DWR (Durable Water Repellent): Imprägnierung für Perleffekt

Herstellung und Materialtechnologien

Beschichtungsverfahren

Bei Beschichtungen wird eine polymerbasierte Schicht direkt auf das Trägermaterial aufgebracht. Häufig kommen Polyurethan (PU) oder Polyvinylchlorid (PVC) zum Einsatz. Die Beschichtungsstärke und -verteilung bestimmen maßgeblich die Wasserdichtigkeit und die Flexibilität des Endprodukts. Vorteile liegen in der kostengünstigen Produktion und der nahezu vollständigen Abdichtung gegen Wasser. Nachteile können jedoch ein eingeschränktes Feuchtigkeitsmanagement sowie ein höheres Gewicht sein.

Laminierte Strukturen

Laminiertes Gewebe besteht aus mehreren Schichten, die unter Hitze und Druck miteinander verschweißt werden. Typische Varianten:

  • 2-lagig: Außenstoff + Membran
  • 2,5-lagig: Außenstoff + Membran + dünne Trägerbeschichtung ohne Innenfutter
  • 3-lagig: Außenstoff + Membran + Inneres Trägergewebe

Diese Verbundmaterialien bieten eine hervorragende Balance aus Schutz und Komfort, da sie sowohl reißfest als auch flexibel sind. Die Membran fungiert als selektive Barriere: Wasserdampf kann entweichen, flüssiges Wasser bleibt außen.

Innovative Materialien und Nachhaltigkeit

Neue Entwicklungen zielen auf umweltfreundlichere Alternativen ab. Biobasierte Kunststoffe, PFC-freie DWR-Ausrüstungen und recycelte Faserstoffe werden zunehmend eingesetzt, um die Nachhaltigkeit zu verbessern. Beispiele:

  • PLA-basierte Membranen aus nachwachsenden Rohstoffen
  • Recyceltes Polyester für Trägermaterialien
  • PFAS-freie Imprägnierungen für langlebige Wirkung

Diese Ansätze reduzieren den ökologischen Fußabdruck und erfüllen gleichzeitig hohe Leistungsanforderungen.

Anwendungsbereiche und Pflege

Outdoor-Bekleidung und Schuhwerk

In der Outdoor-Industrie zählen wasserdichte und atmungsaktive Jacken, Hosen sowie Schuhe zu den unverzichtbaren Ausrüstungsgegenständen. Wichtig ist die richtige Kombination von Membran, Trägermaterial und DWR-Schicht, um unter extremen Bedingungen optimal zu funktionieren. Besondere Eigenschaften:

  • Nahtversiegelung: Verhindert Wasserdurchtritt an den Nähtrichtern
  • Reißverschlüsse mit Wasserabweisung
  • Gamaschen und Abdeckungen für zusätzlichen Schutz

So sind Wanderer, Bergsteiger oder Radfahrer bei jedem Wetter geschützt, ohne übermäßiges Schwitzen zu riskieren.

Medizinische und industrielle Anwendungen

Auch in der Medizin und im Industriebereich spielen wasserdichte und atmungsaktive Textilien eine wichtige Rolle. Sie werden beispielsweise verwendet für:

  • Schutzkleidung gegen Flüssigkeitsspritzer oder Chemikalien
  • OP-Mund-Nasen-Schutz mit hohem Feuchtigkeitsabtransport
  • Planen und Zelte in kontrollierten Umgebungen

Hier steht nicht nur der Tragekomfort im Vordergrund, sondern auch der gesundheitliche Schutz und die Einhaltung strenger Normen.

Pflegehinweise für langlebige Performance

Um die Funktionalität von wasserdichten und atmungsaktiven Stoffen langfristig zu erhalten, sollten Sie folgende Pflegetipps beachten:

  • Regelmäßiges Waschen bei niedrigen Temperaturen (30 °C)
  • Verwendung spezieller, schonender Reinigungsmittel ohne Weichspüler
  • Wiederaufbringung von DWR nach mehreren Wäschen
  • Kein Bügeln direkt auf der Membran
  • Lüften statt permanentem Trocknen im Trockner

Durch die richtige Pflege bleibt die Beschichtung intakt und die Klimaregulationseigenschaften bleiben zuverlässig.